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Rudertechnik im Crosstraining: So dominierst du das Ergometer in 4 Phasen

Octofit - Autor Profilbild B.Sc. Peter Schäfer

Peter Schäfer

Bachelor of Science

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Zwei Athleten demonstrieren die korrekte Rudertechnik im Crosstraining.

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Warum du diesen Inhalten vertrauen kannst.

Inhaltsverzeichnis

Das Rudergerät. Für viele Athleten im Crosstraining ist es eine Hassliebe. Du weißt, es ist ein unglaublich effektives Ganzkörper-Workout, aber nach einem langen WOD schmerzt der untere Rücken, die Arme brennen und die Zeit auf der Uhr ist trotzdem frustrierend langsam. Du siehst andere mühelos über das Gerät gleiten und fragst dich: Was machen die anders?

Die Antwort ist fast immer die gleiche: Technik. Mangelhafte Rudertechnik kostet dich nicht nur wertvolle Sekunden im Wettkampf, sie verschwendet auch deine Energie und erhöht das Verletzungsrisiko. Jeder ineffiziente Zug summiert sich und hält dich davon ab, dein volles Potenzial auszuschöpfen. Es geht nicht darum, härter zu ziehen – es geht darum, intelligenter zu rudern.

Dieser Guide ist deine Abkürzung zur perfekten Rudertechnik. Wir zerlegen den Ruderzug in vier klare Phasen und zeigen dir, wie du Kraft aus den Beinen generierst, deinen Rücken schützt und das Ergometer zu deinem Verbündeten im Kampf gegen die Uhr machst.

Auf einen Blick
  • Kraft aus den Beinen: Rund 60 % der Leistung kommen aus einem kraftvollen Beinstoß, nicht aus den Armen.
  • Die korrekte Reihenfolge: Die Bewegung ist immer Beine-Rumpf-Arme im Durchzug und Arme-Rumpf-Beine im Vorrollen.
  • Stabiler Rumpf: Eine aufrechte, stabile Haltung im Oberkörper schützt die Wirbelsäule und maximiert die Kraftübertragung.
  • Dämpfer-Einstellung: Der Hebel an der Seite (1-10) ist kein Widerstand, sondern regelt die Luftzufuhr und simuliert das Bootsgewicht.

 

Warum saubere Rudertechnik dein Crosstraining revolutioniert

Eine optimierte Rudertechnik ist mehr als nur die Basis für schnellere Zeiten bei „Fight Gone Bad“ oder einem 2k-Time-Trial. Sie ist ein fundamentaler Baustein deiner gesamten Athletik. Die Fähigkeit, eine kraftvolle Hüftstreckung mit einem stabilen Rumpf zu koppeln, überträgt sich direkt auf Übungen wie Kettlebell Swings, Deadlifts oder sogar Wall Balls.

Durch effiziente Bewegungsmuster auf dem Ergometer schulst du deinen Körper, Energie ohne Verluste zu übertragen. Das Ergebnis ist eine bessere Ausdauer, mehr Kraft und eine deutlich geringere Belastung für den unteren Rücken – eine der häufigsten Schwachstellen bei unsachgemäßer Ausführung. Wer das Rudern meistert, legt den Grundstein für bessere Leistungen im gesamten Crosstraining.

Korrekte aufrechte Haltung am Ende der Zugphase beim Rudern.

 

Die 4 Phasen des perfekten Ruderzugs

Jeder einzelne Ruderzug, egal ob der erste oder der fünfhundertste, lässt sich in vier Phasen unterteilen. Diese fließen nahtlos ineinander, aber um sie zu lernen, müssen wir sie einzeln betrachten. Das Ziel ist es, diese Abfolge so zu verinnerlichen, dass sie zu einer automatischen, kraftvollen Bewegung wird. Die Phasen sind: Catch (Auslage), Drive (Durchzug), Finish (Endzug) und Recovery (Vorrollen).

 

Phase 1: Der Catch (Die Auslage) – Die Startposition

Alles beginnt hier. Der Catch ist deine „geladene“ Position, aus der die gesamte Kraft entsteht. Eine unsaubere Ausgangsposition führt unweigerlich zu einem ineffizienten Zug. Achte penibel auf folgende Punkte:

  • Schienbeine: Sie stehen annähernd senkrecht zum Boden. Rutsche nicht zu weit nach vorne.
  • Rücken: Dein Oberkörper ist gerade und aus der Hüfte leicht nach vorne geneigt, etwa auf eine 1-Uhr-Position.
  • Arme: Die Arme sind lang und gestreckt. Der Griff wird locker gehalten, nicht verkrampft.
  • Schultern: Ziehe die Schultern nicht zu den Ohren, sondern halte sie entspannt und aktiviert.
  • Blick: Richte deinen Blick geradeaus auf den Monitor, nicht nach unten.

In dieser Position solltest du eine spürbare Spannung in der hinteren Oberschenkelmuskulatur und im Latissimus spüren. Du bist wie eine Feder, die bereit ist, sich kraftvoll zu entladen. Vermeide einen runden Rücken um jeden Preis – das ist der häufigste Fehler und eine direkte Einladung für Rückenschmerzen.

 

Phase 2: Der Drive (Der Durchzug) – Die Kraftentfaltung

Der Drive ist der Motor deines Ruderzugs. Hier entlädst du die im Catch aufgebaute Spannung in einer präzisen, koordinierten Bewegung. Die goldene Regel, die du verinnerlichen musst, ist die Reihenfolge: 1. Beine, 2. Rumpf, 3. Arme. Jede Abweichung von dieser Kette führt zu Kraftverlust und schnellerer Ermüdung, insbesondere der Arme und des unteren Rückens.

Die Bewegung startet explosionsartig mit einem kraftvollen Stoß aus den Fersen und dem Mittelfuß. Stell dir vor, du willst die Fußplatte wegschieben. Während dieser Phase bleiben die Arme lang und der Oberkörper behält seine leichte Vorlage bei. Der häufigste Fehler ist es, den Rücken zu früh aufzurichten oder mit den Armen zu ziehen. Widerstehe diesem Impuls! Deine Beine sind mit Abstand die stärkste Muskelgruppe; nutze sie.

Erst wenn deine Beine fast vollständig gestreckt sind, beginnt die Hüfte sich zu öffnen. Dein Oberkörper schwingt aus der Hüfte heraus kontrolliert von der 1-Uhr- in eine 11-Uhr-Position. Diese kraftvolle Hüftstreckung ist der Schlüssel zur Kraftübertragung und ein Bewegungsmuster, das du aus dem Kettlebell Swing wiedererkennst. Als allerletzter Schritt ziehen die Arme den Griff schnell und horizontal zum unteren Ende deines Brustbeins. Deine Ellenbogen führen dabei eng am Körper vorbei nach hinten.

Athlet in der Drive-Phase beim Rudern mit kraftvollem Beinstoß.

 

Phase 3: Der Finish (Der Endzug) – Die maximale Kraftübertragung

Der Finish ist der Moment der maximalen Kraftübertragung – eine kurze, aber aktive und stabile Position. Es ist nicht das Ende der Bewegung, sondern der Gipfel der Anstrengung, bevor die Erholung beginnt. Eine saubere Endposition ist entscheidend für eine effiziente Rückkehr in den Catch.

  • Beine: Die Beine sind gestreckt, aber die Knie nicht durchgedrückt.
  • Rumpf: Dein Oberkörper ist stabil und leicht nach hinten gelehnt (ca. 11 Uhr), der Rumpf ist fest angespannt.
  • Griff: Der Griff wird knapp unterhalb der Brust gehalten, mit geraden Handgelenken.
  • Schultern: Die Schultern sind tief und entspannt, nicht zu den Ohren hochgezogen.

Ein typischer Fehler ist das übermäßige Zurücklehnen des Oberkörpers. Mehr als eine 11-Uhr-Position ist nicht nur ineffizient, weil es den Weg für die Rückholphase verlängert, es erzeugt auch unnötigen Druck auf die Lendenwirbelsäule. Halte die Spannung im Rumpf und sieh diese Position als einen kraftvollen, kontrollierten Stopp.

 

Phase 4: Der Recovery (Das Vorrollen) – Kontrolliert zurück zur Startposition

Die Recovery ist kein passives Ausruhen, sondern die aktive und kontrollierte Vorbereitung auf den nächsten kraftvollen Zug. Sie ist die exakte Umkehrung des Drive: 1. Arme, 2. Rumpf, 3. Beine. Geduld ist hier der Schlüssel. Ein überhastetes Vorrollen zerstört den Rhythmus und kostet unnötig Energie.

Lass die Arme nach vorne gleiten, bis sie vollständig gestreckt sind. Erst dann kippt dein Oberkörper aus der Hüfte wieder in die 1-Uhr-Position nach vorne. Sobald deine Hände die Knie passiert haben, beugst du die Beine und rollst flüssig und ohne Stopp zurück in die Catch-Position. Atme in dieser Phase tief aus und bereite dich mental auf den nächsten explosiven Drive vor.

Athletin in der kontrollierten Recovery-Phase beim Rudern mit gestreckten Armen.

 

Die häufigsten Ruderfehler und wie du sie sofort korrigierst

Effizienz geht oft durch kleine, unbewusste Fehler verloren. Achte gezielt auf diese Punkte, um deine Technik zu säubern und das volle Potenzial aus jedem Zug herauszuholen:

  • Der Katzenbuckel im Catch: Der häufigste Fehler ist ein runder unterer Rücken in der Startposition. Korrektur: Brust raus, gerader Rücken. Konzentriere dich darauf, aus der Hüfte zu kippen, nicht aus der Wirbelsäule.
  • Zu früher Armzug: Du ziehst mit den Armen, bevor der kraftvolle Beinstoß abgeschlossen ist. Korrektur: Halte die Arme bewusst lang, bis deine Beine fast gestreckt sind und der Oberkörper sich zurücklehnt. Deine Arme sind nur die Verbindung, nicht der Motor.
  • Ineffiziente Recovery: Die Knie werden zu früh gebeugt, sodass der Griff einen Bogen darüber machen muss. Korrektur: Streck die Arme vollständig, bevor du die Knie anwinkelst. Die Kette sollte sich auf einer geraden Linie vor- und zurückbewegen.
  • Übermäßiges Zurücklehnen: Du lehnst dich im Finish zu weit nach hinten, was die Lendenwirbelsäule belastet. Korrektur: Stoppe die Bewegung bei 11 Uhr. Eine starke Rumpfspannung stabilisiert dich in dieser Position. Mehr Details zu diesen und weiteren Bewegungsabläufen findest du in unserem großen Crosstraining Guide.

 

Fazit: Vom Ergometer-Feind zum Effizienz-Meister

Die perfekte Rudertechnik ist kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis bewusster Übung und der Konzentration auf die richtige Reihenfolge: Beine, Rumpf, Arme – und umgekehrt. Indem du die Kraft primär aus dem stärksten Teil deines Körpers, den Beinen, generierst und deinen Rumpf stabil hältst, wandelst du das Rudergerät von einer Qual zu einer deiner effektivsten Waffen im Training. Eine saubere Technik schützt dich nicht nur vor Verletzungen, sondern macht dich schneller, ausdauernder und zu einem kompletteren Athleten.

 

Häufig gestellte Fragen

Welche Einstellung am Dämpfer (1-10) ist die beste?

Die Dämpfer-Einstellung ist kein Widerstand, sondern reguliert die Luftzufuhr. Für die meisten Crosstraining-Workouts ist eine Einstellung zwischen 3 und 5 ideal, da sie einem schnellen Rennboot auf dem Wasser am nächsten kommt und eine saubere, schnelle Technik fördert.

Wie verbessere ich meine Rudertechnik am besten?

Konzentriere dich auf Drills bei niedriger Schlagfrequenz (Strokes per Minute). Rudere nur mit den Beinen oder nur mit Armen und Oberkörper, um die einzelnen Phasen zu isolieren. Videoanalysen deiner eigenen Technik sind extrem hilfreich, um Fehler zu identifizieren.

Warum tut mein unterer Rücken beim Rudern weh?

Schmerzen im unteren Rücken sind fast immer ein Zeichen für eine fehlerhafte Technik. Die häufigsten Ursachen sind ein runder Rücken in der Auslage (Catch) oder das Einleiten der Zugbewegung aus dem Oberkörper anstatt aus den Beinen, was die Lendenwirbelsäule überlastet.

Octofit - Autor Profilbild B.Sc. Peter Schäfer

Über den Autor

Peter studierte an der TU Dortmund und eröffnete 2015 sein erstes Studio für Personal Training und funktionale Kurse. Er ist Autor mehrerer Bücher und wurde in internationalen Zeitungen und Magazinen zitiert. Seine Fachgebiete sind Crosstraining und gesundheitsorientiertes Krafttraining.