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Clean and Jerk lernen: Dein kompletter Guide zur Königsdisziplin

Octofit - Autor Profilbild B.Sc. Peter Schäfer

Peter Schäfer

Bachelor of Science

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Ein Athlet führt den Clean and Jerk mit korrekter Technik und voller Konzentration aus.

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Warum du diesen Inhalten vertrauen kannst.

Inhaltsverzeichnis

Das Stoßen, international als Clean and Jerk bekannt, ist mehr als nur eine Übung – es ist die ultimative Demonstration von Kraft, Koordination und Explosivität. Siehst du erfahrene Athleten, die diese Bewegung scheinbar mühelos ausführen, wirkt sie oft einschüchternd. Doch die gute Nachricht ist: Mit der richtigen Anleitung und einer schrittweisen Herangehensweise kannst auch du diese Königsdisziplin des Gewichthebens meistern. Dieser Guide zerlegt den komplexen Ablauf in verständliche Phasen und gibt dir die Werkzeuge an die Hand, um den Clean and Jerk sicher und effektiv zu lernen.

Auf einen Blick
  • Der Clean and Jerk ist eine Ganzkörperübung aus dem olympischen Gewichtheben, bestehend aus zwei Teilbewegungen: dem Umsetzen (Clean) und dem Ausstoßen (Jerk).
  • Der Fokus für Anfänger liegt zu 100 % auf der Technik, nicht auf dem Gewicht. Beginne mit einer PVC-Stange oder einer leeren Langhantel.
  • Die Bewegung wird in fünf Phasen unterteilt, um sie leichter zu erlernen und zu analysieren.
  • Regelmäßiges Üben der einzelnen Phasen mit Drills ist der Schlüssel zum Erfolg und zur Verletzungsprävention.

 

Was ist der Clean and Jerk (Stoßen)?

Der Clean and Jerk, oder auf Deutsch das Stoßen, ist eine der beiden Disziplinen im olympischen Gewichtheben, neben dem Reißen (Snatch). Die Übung beschreibt den Prozess, eine Langhantel vom Boden erst auf die Schultern (der „Clean“) und von dort über den Kopf (der „Jerk“) zu befördern. Dabei muss der Athlet die Hantel in einer stabilen Position mit vollständig gestreckten Armen und Beinen fixieren, bevor der Versuch als gültig gewertet wird. Es ist ein Test für die gesamte Leistungskette des Körpers.

 

Warum Du das Stoßen in Dein Training integrieren solltest

Vielleicht fragst du dich, warum du eine so technische Übung lernen solltest. Die Antwort liegt in der einzigartigen Kombination der Vorteile. Der Clean and Jerk trainiert nicht nur isolierte Muskeln, sondern verbessert das Zusammenspiel deines gesamten Körpers. Du entwickelst explosive Kraft aus den Beinen und der Hüfte, baust eine stabile Rumpfmuskulatur auf und stärkst deine Schultern und Arme. Das Ergebnis ist eine athletische Transformation: Du wirst nicht nur stärker, sondern auch schneller, koordinierter und beweglicher. Dieses Gefühl, eine komplexe Bewegung zu beherrschen, gibt dir zudem ein enormes Selbstvertrauen, das sich auf andere Bereiche deines Trainings überträgt.

Infografik der 5 Phasen des Clean and Jerk für ein besseres Technikverständnis.

 

Die 5 Phasen des Clean and Jerk: Schritt für Schritt erklärt

Um den Clean and Jerk zu meistern, zerlegen wir ihn in seine Einzelteile. Betrachte jede Phase als eine eigene kleine Übung. Wenn du jede einzelne beherrschst, fügen sie sich zu einer flüssigen und kraftvollen Gesamtbewegung zusammen. Wir beginnen mit dem ersten Teil, dem Clean (Umsetzen), der die Hantel vom Boden auf die Schultern bringt.

 

Phase 1: Die Ausgangsposition (The Setup)

Alles beginnt am Boden. Eine saubere Ausgangsposition ist die Grundlage für alles, was folgt. Fehler, die hier gemacht werden, potenzieren sich im weiteren Verlauf des Lifts. Nimm dir also Zeit, diese Position zu verinnerlichen.

  • Fußstellung: Deine Füße stehen etwa hüftbreit auseinander, die Fußspitzen zeigen leicht nach außen. Die Hantelstange sollte sich direkt über dem Mittelfuß befinden.
  • Griff: Greife die Stange etwas weiter als schulterbreit mit dem Hook-Grip (Daumen umschließt die Stange, die Finger greifen über den Daumen).
  • Hüftposition: Deine Hüfte ist tiefer als die Schultern, aber höher als deine Knie. Dies ist keine Kniebeuge!
  • Rücken: Dein Rücken ist absolut gerade und angespannt. Bilde ein leichtes Hohlkreuz (neutrale Wirbelsäule), ziehe die Schulterblätter zusammen und richte den Blick geradeaus.

 

Phase 2: Der erste Zug (The First Pull)

Der erste Zug bezeichnet die Bewegung vom Boden bis knapp über die Knie. Das Ziel ist es, die Hantel kontrolliert in die richtige Position für die explosive zweite Phase zu bringen. Es geht hierbei nicht um Geschwindigkeit, sondern um Kontrolle und Positionierung. Drücke den Boden mit den Beinen von dir weg, als würdest du eine Beinpresse ausführen. Der Winkel deines Rückens bleibt dabei konstant, Hüfte und Schultern heben sich gleichzeitig. Halte die Arme lang und die Stange so nah wie möglich am Körper.

 

Phase 3: Der zweite Zug (The Second Pull / Extension)

Jetzt kommt die Magie. Sobald die Stange deine Knie passiert hat, beginnt die explosive Phase. Dein Ziel ist es, maximale vertikale Beschleunigung zu erzeugen. Streck deine Hüfte aggressiv und vollständig, als ob du springen wolltest. Diese Hüftstreckung ist die Hauptkraftquelle für den gesamten Lift. Gleichzeitig ziehst du die Schultern kraftvoll nach oben (ein „Shrug“), um die Aufwärtsbewegung der Stange weiter zu unterstützen. Die Arme bleiben dabei noch immer lang und dienen nur als Haken.

 

Phase 4: Der Fang (The Catch)

In dem Moment, in dem die Hantel durch die Hüftstreckung ihr höchstes, „schwereloses“ Momentum erreicht, nutzt du die Zeit, um dich aktiv unter die Stange zu ziehen. Es geht nicht darum, die Hantel mit den Armen hochzureißen. Du bewegst deinen Körper unter das Gewicht. Rotiere deine Ellenbogen blitzschnell nach vorne und oben, um die Hantel in einer stabilen Front-Rack-Position auf deinen Schultern zu fangen. Du landest dabei in einer tiefen, aufrechten Hocke (Front Squat). Die Füße bewegen sich von der Hüft- in eine Schulterbreite, um eine stabile Basis zu schaffen.

 

Phase 5: Das Ausstoßen (The Jerk)

Nachdem du dich aus der Hocke aufgerichtet hast und stabil stehst, bereitest du den zweiten Teil der Übung vor: das Ausstoßen. Atme tief ein, spanne deinen Rumpf an und richte deinen Blick nach vorne. Die Bewegung besteht aus drei Teilen:

  • Dip: Du beugst deine Knie leicht und kontrolliert. Dein Oberkörper bleibt dabei absolut aufrecht. Dies ist die Ladephase.
  • Drive: Aus dem Dip heraus streckst du deine Beine explosiv und drückst die Hantel von den Schultern nach oben. Die Kraft kommt zu 100 % aus den Beinen.
  • Catch & Recovery: Während die Hantel nach oben steigt, stößt du deinen Körper wieder unter das Gewicht, meist in eine Ausfallschrittposition (Split Jerk). Ein Fuß geht nach vorne, der andere nach hinten. Sobald die Arme über dem Kopf gestreckt und stabil sind, bringst du erst den vorderen und dann den hinteren Fuß zurück in die Ausgangsposition, um den Lift kontrolliert abzuschließen.

 

Häufige Fehler und wie du sie vermeidest

Jeder Athlet macht am Anfang Fehler. Das ist normal. Wichtig ist, sie zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten. Hier sind die häufigsten Stolpersteine beim Erlernen des Clean and Jerk:

  • Frühes Armbeugen: Du versuchst, die Hantel mit den Armen zu heben, anstatt die Kraft aus Hüfte und Beinen zu nutzen. Lösung: Konzentriere dich darauf, die Arme bis zur vollen Hüftstreckung lang zu lassen. Denk an „Haken, nicht Heber“.
  • Die Hantel schwingt nach vorne: Die Stange entfernt sich von deinem Körper, was zu einem ineffizienten Hebel und Kontrollverlust führt. Lösung: Übe, die Stange so nah wie möglich am Körper zu führen. Stell dir vor, du ziehst einen Reißverschluss an deiner Jacke hoch.
  • Unvollständige Hüftstreckung: Du nutzt nicht das volle Potenzial deiner Hüfte, wodurch der Lift an Kraft verliert. Lösung: Integriere Clean Pulls in dein Training, bei denen du dich ausschließlich auf die explosive und vollständige Streckung konzentrierst.
  • Nach vorne fallen im Catch: Du verlierst die Balance in der Hocke, weil dein Oberkörper nach vorne kippt. Lösung: Arbeite an deiner Rumpfspannung und übe Front Squats mit aufrechter Haltung, um die Fangposition zu stärken.

Die Komplexität dieser Bewegung ist vergleichbar mit anderen technischen Herausforderungen im olympischen Gewichtheben, wie zum Beispiel dem Reißen.

 

Die besten Hilfsübungen für den Clean and Jerk

Um die einzelnen Phasen zu festigen und Schwachstellen gezielt anzugehen, sind spezifische Drills und Hilfsübungen Gold wert. Integriere diese regelmäßig in dein Training, um deine Technik zu verfeinern:

  • Hang Cleans (Umsetzen aus dem Hang): Hier startest du die Bewegung oberhalb der Knie. Das isoliert den zweiten Zug und schult deine Explosivität.
  • Front Squats (Frontkniebeugen): Die absolute Grundlage für einen stabilen Catch. Je sicherer du in der tiefen Frontkniebeuge bist, desto mehr Gewicht kannst du sicher fangen.
  • Push Press: Eine hervorragende Übung, um die Kraft für den Jerk-Antrieb aus den Beinen zu entwickeln und die Schulterstabilität zu erhöhen.
  • Tall Jerks: Starte auf den Zehenspitzen und lasse dich schnell unter die Stange fallen. Dieser Drill verbessert Geschwindigkeit und Präzision beim Catch des Jerks.

Diese Drills sind nur eine kleine Auswahl der vielen Crosstraining Übungen, die dir helfen, ein besserer Athlet zu werden.

 

Fazit: Dein Weg zur Meisterschaft im Stoßen

Den Clean and Jerk zu lernen ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Es ist eine Reise, die Geduld, Hingabe und vor allem Respekt vor der Technik erfordert. Beginne leicht, filme dich selbst, um deine Form zu analysieren, und konzentriere dich darauf, jede einzelne Phase zu verstehen und zu beherrschen. Der Lohn ist nicht nur eine beeindruckende Kraftleistung, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Bewegung deines eigenen Körpers und ein neues Level an Athletik. Nutze diesen Guide als deine Roadmap und du wirst feststellen, dass die Königsdisziplin für dich erreichbar ist. Für eine strukturierte Herangehensweise, die das Stoßen sinnvoll integriert, wirf einen Blick in unseren umfassenden Crosstraining Guide.

 

Häufig gestellte Fragen

Mit wie viel Gewicht sollte ich anfangen?

Beginne immer mit einer PVC-Stange oder einer leeren Langhantel. Dein einziges Ziel am Anfang ist das Erlernen des korrekten Bewegungsablaufs. Das Gewicht kommt erst, wenn die Technik sitzt.

Wie oft sollte ich das Stoßen üben?

Für Anfänger ist es ideal, ein- bis zweimal pro Woche spezifische Technik-Drills mit leichtem Gewicht in das Training einzubauen. Qualität geht hier klar vor Quantität oder Intensität.

Ist der Hook Grip wirklich notwendig?

Der Hook Grip ist nicht zwingend, aber sehr zu empfehlen. Er bietet eine deutlich sicherere Verbindung zur Stange, verhindert ein Aufrollen der Hände und schont deine Griffkraft, besonders bei schweren Lasten.

Was ist der Unterschied zwischen einem Power Clean und einem Squat Clean?

Der Unterschied liegt in der Fanghöhe. Beim Squat Clean fängst du die Hantel in einer tiefen Hocke (unterhalb der Parallele). Beim Power Clean fängst du sie in einer Viertel- oder halben Hocke (oberhalb der Parallele).

Octofit - Autor Profilbild B.Sc. Peter Schäfer

Über den Autor

Peter studierte an der TU Dortmund und eröffnete 2015 sein erstes Studio für Personal Training und funktionale Kurse. Er ist Autor mehrerer Bücher und wurde in internationalen Zeitungen und Magazinen zitiert. Seine Fachgebiete sind Crosstraining und gesundheitsorientiertes Krafttraining.